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Gayrights Tiefgang

Prof. Dr. Siegfried Zimmer und „die schwule Frage“

Zum Thema Homosexualität und biblische Standpunkte ist auf diesem Blog so einiges schon geschrieben worden. Von mir, von Matthew Vines und nun noch einmal von Prof. Dr. Siegfried Zimmer. „Warum nochmal“ wird sich der Eine oder Andere fragen. Haben wir es nicht langsam? Ist das Thema nicht durch?

Nein leider nicht. Nach einem langen Gespräch am Wochenende ist mir bewusst geworden: es gibt immer noch sehr viel Menschen die nach theologischen Antworten zu dieser Frage suchen. Mein Outing auf diesem Blog wird weiterhin täglich fleißig gelesen und es gibt sicher Menschen die denken: was der Floh sich da selbst an theologischem zusammenreimt glaub ich nicht. Diesem Amerikaner Vines will ich nicht glauben. Wenn aber einer wirklich von vielen wegen seiner weisen und theologisch fundierten Meinung geschätzt wird, dann doch Prof. Dr. Siegfried Zimmer. Denn er benutzt dabei eine einfach und verständliche Sprache. Man muss kein Theologe sein um ihm zu folgen.

Was alle drei Beiträge auf diesem Blog gemeinsam haben: man muss sich die Zeit nehmen. Im Falle von Zimmer 1,5 Stunden. Aber komplexe Themen handelt man nicht in 10 Minuten runter. So ist es im Leben eben.

https://worthaus.org/worthausmedien/die-schwule-frage-die-bibel-die-christen-und-das-homosexuelle-5-1-1/

2 Antworten auf „Prof. Dr. Siegfried Zimmer und „die schwule Frage““

Lieber Floh,

vielen Dank für den
Hinweis auf diesen guten Vortrag!

Bei Youtube ist die
Kommentarfunktion inzwischen deaktiviert, wahrscheinlich aus gutem
Grund… Vor kurzem las ich dort aber noch den Kommentar einer
homosexuellen Frau, die sinngemäß schrieb, Prof. Zimmers Vortrag
habe sie zu Tränen gerührt. Sie habe vor vielen Jahren ihren
Glauben an Gott verloren, weil sie so viel Ablehnung von christlicher
Seite erfahren habe. Durch diesen Vortrag spüre sie nun zum ersten
Mal wieder eine Möglichkeit, innerlich an ihre Beziehung zu Gott
anzuknüpfen.

Bei mir war es genau
umgekehrt: Ich habe seit meiner Teenagerzeit eisern an Gott
festgehalten – oder besser er an mir – und meine
evangelikal-charismatischen Kreise nie wirklich verlassen, weil mir
die Geschwister und die Gemeinschaft dort existenziell wichtig waren
und sind. Dafür habe ich den Preis gezahlt, über zwanzig Jahre lang
vor mir selbst und vor anderen zu verstecken, wer ich im Inneren bin.
Die Folgen waren nicht enden wollende Depressionen über die ganze
Zeit hinweg und ziemlich viel Verzweiflung an Gott und an meinem
Leben, gegen die keine Seelsorge und kein Gebet letztlich etwas
machen konnte.

Prof. Zimmer fasst
nicht nur sehr gut und allgemeinverständlich (und unterhaltsam…)
zusammen, wie man die Bibelstellen zum Thema Homosexualität aus dem
kulturellen Kontext der Antike heraus ganz neu verstehen kann. Das
aus meiner Sicht noch viel Wichtigere ist: Ich habe noch niemals in
meinem Leben einen heterosexuellen Christen aus dem
konservativ-evangelikal-pietistisch-pentekostalen Lager erlebt, der
so einfühlend und mit solch einer echten Wertschätzung über und
vor allem mit (!) homosexuellen Geschwistern spricht. Wirklich noch
niemals.

Wir brauchen nicht
immer wieder die gleichen exegetischen und/oder
schöpfungstheologischen Belehrungen von „nichtbetroffenen“
Geschwistern, warum Gott unser Wesen und unsere Gefühle hasst oder
vielleicht gerade so duldet, solange wir als fromme Singles
undercover leben und möglichst niemandem erzählen, was wirklich in
uns vorgeht, oder gar eine zum Scheitern verurteilte Ehe mit jemandem
des anderen Geschlechts eingehen.

Wir brauchen
heterosexuelle Geschwister wie Prof. Zimmer, die mit Worten und Taten
eine „Wall of Love“ um uns bauen (konkret so geschehen in den
USA:
http://www.patheos.com/blogs/emergentvillage/2015/01/the-wall-of-love-at-gcn/
). Wir brauchen Geschwister, die unsere Last der ständigen Abwertung
durch die wichtigsten Menschen in unserem Leben als ihre eigene Last
begreifen und tragen helfen statt sie zu vermehren. Wir brauchen
Geschwister, die in ihren homosexuellen Mitmenschen zuerst Jesus
selbst sehen können – und sich dann erst überlegen, ob Jesus in
diesem Moment gern von ihnen erklärt bekommen möchte, warum Gott
seine Persönlichkeit als Folge der Gottlosigkeit dieser Welt ansieht
und ablehnt.

Ich hoffe so sehr,
dass die Christenheit irgendwann so weit ist, dass Jesus zu ihnen
einmal sagen kann: „Ich war homosexuell, und ihr habt mich nicht
abgeurteilt oder zum Verschweigen gezwungen. Ich war homosexuell, und
ihr habt meine Selbstzweifel, meine Einsamkeit, meine Suizidalität
und meine Beschämung getragen. Ich war homosexuell, und ihr habt mir
meine Würde wiedergegeben…“

Danke an dich für
deine Blog-Beiträge und danke an Prof. Zimmer für diesen Vortrag!

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