Seit Jahren hängt es bei mir in der Wohnung – irgendwann bin ich einmal im Netz drüber gestolpert und hab es mir bestellt. Und seitdem fordert es mich immer wieder heraus: „This is your Life. Do what you love, and do it often.“ sind die ersten Zeilen. Ich spreche vom Holstee Manifesto. Einem kleinen Manifest das die wichtigen Dinge im Leben herausstellt. Dinge die eigentlich jedem klar sind, die man aber im Alltag auch aus den Augen verlieren kann. Dinge, die man vielleicht so einfach sagt, aber gar nicht so einfach umsetzen kann. Wie zum Beispiel der Satz zu Beginn des Artikels:
„If you are looking for the love of your life, stop; they will be waiting for you when you start doing things you love.“
Einfacher gesagt als getan. Wenn man mal 3 Jahre Single ist und auf die 30 zugeht (oder sie schon erreicht hat), dann kann der Druck steigen endlich den oder diejenige zu finden mit der man den Rest (oder wenigstens einen großen Teil) seines Lebens verbringen möchte. Ich bin Realist genug: auch Single sein hat seine Vorteile – und Beziehungen können auch anstrengend sein. Alles Dinge die ich weiß. Und trotzdem bin ich kein guter Single. Im Gegenteil. Die letzten Jahre hat es mich zum Teil sehr belastet „allein“ zu sein. Allein deshalb in Anführungszeichen, da man natürlich auch Freunde hat und all das – aber es gibt Dinge die können einem Freunde nicht geben. Und danach sucht man – weil man sich danach sehnt. Speziell dann, wenn der gleichaltrige Freundeskreis fast vollständig verheiratet ist und langsam die Stufe „Haus bauen“ und/oder „Kinder kriegen“ in Angriff nimmt.
Irgendwer hatte dann die Idee: melde dich doch mal bei einer Partnerbörse an. Gar nicht sooo einfach, wenn man als Mann einen Mann anstatt einer Frau sucht. Aber das Internet berät einen gerne und schlug mir vor: Parship wäre doch was für dich. Die haben auch bei gleichgeschlechtlichen Suchen eine ganz gute Datenbasis. Also gut. Angemeldet ist man auf so einem „Liebesportal“ schnell. Genauso schnell bekommt man auch die ersten „Lächeln“ gesendet, die ersten Nachrichten trudeln ein. Wer jetzt natürlich antworten will oder mit dem potentiellen Gegenüber in Kontakt treten will muss natürlich Geld einwerfen. Umsonst gibt es den potentiellen Partner fürs Leben natürlich nicht. Ich hab mich nach mehrtägigem Überlegen dazu durchgerungen in den sauren Apfel zu beißen und hab ein Jahresabo abzuschließen. Ein Jahr lang jeden Monat um die 60 € für die potentielle Antwortmöglichkeit des potentiellen Partners. Ende Oktober ist dieses Abo nun ausgelaufen. Und mein Fazit (das ganz ehrlich nicht überrascht): es ist natürlich nur die große Abzocke. Denn mit der Verzweiflung und Einsamkeit der Leute kann man richtig Geld machen. Ich hatte das befürchtet – und trotzdem wollte ich es ein Jahr lang ausprobieren.
Was kam dabei raus: Viele Nachrichten mit Leuten die zum Teil überraschend gut zu meinem Profilangaben gepasst haben. Spannenderweise kam aber nie ein Treffen zustande. Denn immer wenn man an einem Punkt war wo man sich mal im „Real Life“ treffen sollte verstummten die Kanäle. Jetzt kann man natürlich sagen: liegt an dir Floh. Du warst: zu unattraktiv, zu forsch, zu ungebildet, zu … – oder man kommt ins grübeln: Warum bekomme ich immer dann neue Partnervorschläge die erstaunlich gut zu meiner Persönlichkeit passen, wenn gerade mal wieder eine dieser anderen, sehr gut passenden Kombinationen verstummt ist. Warum bekommt man, kurz bevor der kostenlose Probemonat ausläuft (und zu Ende hin) auf einmal wesentlich mehr Partnervorschläge als in der Mitte seines Abos? Weil da einfach System hinter steckt: Einsamer Mensch gibt gerne Geld aus um sich die Hoffnung aufrecht zu erhalten… Trauriges Geschäftsmodell.
„If you are looking for the love of your life, stop; they will be waiting for you when you start doing things you love.“
Ich bin heilfroh, dass das Abo nun ausgelaufen ist. Nun sind 60€ pro Monat frei für andere Dinge. Dinge die ich wirklich liebe:
- Seit gestern bin ich nun für 5 Monate Mitglied in einem Fitnessstudio. Und zwar ganz bewusst für nur 5 Monate. Ich hab dieses Jahr das Laufen für mich entdeckt. 20-30 Kilometer pro Woche durch den Wald. Der Wald wird langsam kalt und es wird früh dunkel. Aufhören zu laufen möchte ich nicht. Ich hab es lieben gelernt (was ich Anfang des Jahres nie gedacht hätte). Und ich möchte über den Winter ein Dach über dem Kopf und Licht beim Laufen.
- Seit Oktober kommt nun jeden Monat eine Foodist Box zu uns in die WG. Weil ich gutes Essen mag und auch auf Überraschungen stehe. Dank der Box vom Oktober hab ich das beste Popcorn meines Lebens gegessen.
- Netflix Deutschland läuft jetzt auf unseren Geräten in der WG. Ich liebe es Serien anzuschauen und das Angebot bei Netflix passt für mich
- …
60€ kann man wesentlich sinnvoller ausgeben als bei Parship und Co. Gut, dass mich das Holstee Manifesto (was man hier bestellen kann) mal wieder daran erinnert hat.
„This is your Life. Do what you love, and do it often.“